Montag, 27. April 2009

Helmut blickt zurück (Tag 18)

Nachdem viel Zeit ohne Post vergangen ist, hier eine Zusammenfassung der letzten Woche:


Montag:

Bei der Autovermietung haben wir Glück gehabt: Sie haben die Bestellung irgendwie verschmissen, dadurch haben wir im Endeffekt weniger als geplant gezahlt und auch noch gratis ein koreanisches Navigationsgerät dazubekommen (bei dem sie uns netterweise unsere Ziele als Wegpunkte einprogrammiert haben).

Zuerst ging es nach Haeinsa, wo es leider stark geregnet hat, dann weiter nach Gyeongju. Dort hat uns das Navigationsgerät praktischerweise direkt vor die Haustür des Hotels gelotst (obwohl wir keine Adresse hatten).

Es handelte sich beim Hotel um ein etwas in die Jahre gekommenes 5-Sterne-Hotel mit großzügigem Spa-Bereich und eigenem Golfplatz - man gönnt sich ja sonst nichts.


Dienstag:

Wir haben uns früh zum Bulguksa-Tempel und zur Seokguram-Grotte aufgemacht, verfolgt von mehreren Herden koreanischer Schüler und deren mit Megafonen bewaffneten Lehrern.

Danach haben wir die restlichen Sehenswürdigkeiten von Gyeongju (Hügelgräber) besichtigt und querfeldein einen bewaldeten und betempelten Hügel erklommen.


Mittwoch:

Mit dem Auto ging es die Küste entlang nordwärts durch kleine Fischerdörfer, wo am Straßenrand Meerestiere, Netze und Seetang getrocknet werden und die Welt sehr in Ordnung ist. Die obligatorischen Sehenswürdigkeiten wurden besucht: Ein Strand und eine bunt beleuchtete und gut besuchte (Busse voller Schüler) Tropfsteinhöhle.

Das Navigationsgerät hat sich wieder einmal voll bewährt und uns wohlbehalten zum Nationalpark Seoraksan geführt.


Donnerstag:

Als Ausflugsziel wurden "Heudlbawi" und "Ulsanbawi" (oder so ähnlich) ausgewählt, laut Kartenmaterial insgesamt ca. 700 Höhenmeter mit mittlerem bzw. schwerem Schwierigkeitsgrad, Reisezeit jeweils zwischen 1 1/2 bis 2 Stunden pro Richtung.

Am Nationalparkeingang gab es ein Schauspiel der besonderen Art: Ein Autobus nach dem anderen setzte Schüler und natürlich Lehrer mit Megafonen ab. Unsere erste Etappe führte daher entlang einem nicht abreißen wollenden Strom von Schülern (teilweise auch in Badeschlapfen und ähnlich untauglichem Schuhwerk) zum Heundeulbawi, wo wir schon nach etwa 30 Minuten ankamen.

Danach ging es hauptsächlich über Stock, Stein, Stufen und noch mehr Stufen weiter auf den Ulsanbawi (ca. 45 Minuten), der ein Felsen mit ziemlich senkrechten Wänden und ohne die Stiegen vermutlich unbesteigbar ist.

Beim Abstieg trafen wir einen netten Deutschen, der in Japan lebt und der uns darüber aufklärte, dass die Anzahl Besucher im Park für die Nebensaison ganz normal ist. Außerdem sei ein Großteil des Parks wegen der Trockenzeit gesperrt.

Später fuhren wir mit einer Seilbahn auf einen Aussichtspunkt.

Am frühen Abend besuchten wir ein koreanisches Restaurant, wo es für uns einige Neuigkeiten gab, deren Höhepunkt vermutlich eine (absichtlich) eiskalte Nudelsuppe, bei der die Nudeln mit einer Schere geschnitten werden, darstellte.


Freitag:

Bei der Touristeninformation wurde uns bestätigt, dass alle hochgelegenen Bereiche wegen Waldbrandgefahr zurzeit gesperrt sind. Welche das aber genau sind, ist eine Information, die nicht kampflos hergegeben wird.

Daher entschlossen wir uns sicherheitshalber für ein Tal am anderen Ende des Parks, wo es mehrere Tempel geben soll. Bis zur ersten Tempelanlage führt eine von Shuttlebussen befahrene Straße, der weitere Weg ist allerdings auch gesperrt...

Auf der Suche nach Alternativen fuhren wir mit dem Auto nach Westen, wobei wir in die Nähe der demilitarisierten Zone kamen. Nach einem Mittagessen in einem Hühner-Lokal, in dem vermutlich noch nie zuvor ein Nicht-Koreaner war, besichtigten wir die wichtigste, da einzige, lokale Sehenswürdigkeit: Den vierten Infiltrationstunnel.

Die Besichtigung begann damit, dass wir nach einer Kurve vor einem Grenzposten standen, wo uns bewaffnete Soldaten erklärten, dass wir ein Ticket benötigen, das wir im letzten Ort hätten kaufen müssen.

Unsere Erwartungen von bürokratischer Hürden wurden nicht erfüllt, lediglich Name, Autokennzeichen und ein paar weitere Informationen und Won (Wikipedialink auf Request von Wolfi) wurden benötigt. Mit dem richtigen Passierschein kamen wir dann zum Tunnel-Besucherzentrum, wo uns in einem Verhörraum ein Film über die Geschichte des nordkoreanischen Tiefbaus gezeigt wurde. Der Tunnel selbst ist dann hauptsächlich eng und dunkel.

Leider hat es am Nachmittag begonnen zu regnen.


Samstag:

Da es in der Früh nebelig war und leicht regnete, beschlossen wir spontan, das Lager abzubrechen und einen Tag früher nach Seoul zu fahren. Fast angekommen fuhren wir über die Außenring-Autobahn auf die andere Seite der Stadt (ca. 50km Autobahn und über eine Stunde Fahrzeit) um die Dolmen von Danghwa zu besichtigen, die auf der Autokarte als Weltkulturerbe eingezeichnet sind. Dabei handelt es sich um alte Grabmäler im Hinkelstein-Stil, die aber über ein ziemlich großes Areal verteilt und daher nicht ganz einfach zu besichtigen sind - der Regen half dabei auch nicht.

Also beschlossen wir, nach Seoul hineinzufahren und uns eine Unterkunft in der Nähe der Autovermietung (da die im Navigationsgerät eingespeichert war) zu suchen. Unterwegs haben einige Koreaner von Michi Unterricht im Spurenwechsel erhalten.

Nach der Ankunft haben wir ein gutes und günstiges Hotel gefunden und uns einen ersten Eindruck von der Stadt gemacht.

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